Noch ein kurzer Gedanke zu den Videos der Aktion #allesdichtmachen:
Natürlich kann man aus diesen Videos inhaltliche Botschaften herauslesen. Und zwar jeweils unterschiedliche. Niemand muß sich diese Standpunkte zueigen machen. Aber es sind legitime Standpunkte. Kritik an den Corona-Maßnahmen ist legitim. Kritik an der Absurdität einer Situation, in der jeder schon durch bloßes Atmen eine Gefahr für seine Mitmenschen darstellt, ist legitim. Kritik an Abstandsgeboten, die uns im Kern dessen treffen, was unsere Menschlichkeit ausmacht, ist legitim. Kritik an Ausgangssperren ist legitim. Kritik an Kontaktbeschränkungen, an die sich niemand konsequent halten kann, ist völlig legitim. Natürlich darf man diese Regeln in Frage stellen. Keines der Videos stellt Fragen, die man nicht völlig legitimerweise stellen darf.
Wir kennen es doch alle: Unter vier Augen gibt fast jeder zu, daß er die Regeln für sich etwas großzügiger handhabt und einiges auch gar nicht für sinnvoll hält. In der Öffentlichkeit sagt man dagegen: Natürlich halte ich mich an die Maßnahmen, trage Maske und so weiter. Natürlich steckt in diesem Auseinanderklaffen von Reden und Handeln eine ordentliche Portion Heuchelei. Und diese Heuchelei satirisch aufzuspießen, auch das ist völlig legitim.
Ich glaube, wir kämen als Gesellschaft weiter, wenn wir das, was wir im Privaten tun, auch öffentlich bekennen würden. Also z.B.: Ich halte mich nicht immer ganz konsequent an die Maßnahmen, weil das gar nicht möglich ist. Und ich mache mir auch manchmal Gedanken, ob sie allesamt so sinnvoll sind. Oder ob sie in unserem Leben etwas kaputtmachen, das sich so leicht nicht mehr reparieren läßt.
Oder wir bewegen uns in eine Gesellschaft, in der das öffentliche Bekenntnis streng getrennt ist von dem, was man im Privaten tut. Das wäre Doppelmoral. Wir kennen sie aus religiösen Gesellschaften. Wollen wir dorthin zurück? Ich glaube nicht.
Also lasst uns offen reden.
9 Responses to Was du sagst und was du tust